Ich bin zwar kein Experte, aber ich glaube auch nicht, dass sich allzu viele Akademiker im Rahmen einer Doktorarbeit mit der Welt des Spielautomaten-Glücksspiels befasst haben. Vielleicht ist dies auch etwas voreilig, also lassen Sie es mich etwas anders ausdrücken: Forschungsarbeiten zum Thema Spielautomaten-Glücksspiel bewegen sich wahrscheinlich in einem Rahmen, auf den wir keinen Zugriff haben und/oder tauchen bei keiner Internet-Suche auf. Suchmaschinen bieten nicht gerade listenweise Einblicke in Doktorarbeiten, es sei denn ein bestimmter Kandidat arbeitet zufällig für Google. Und auf welcher Grundlage will ich mich nun mit diesem Thema befassen? Alles, worauf ich hierbei zurückgreifen kann, sind einige Jahre Arbeitserfahrung in der Glücksspielindustrie und einige Jahre im Internet-Geschäft. Und auf dieser Basis werde ich einfach meine Ansichten darlegen.
Zunächst zur Frage, ob das Spielen an Spielautomaten ebenso süchtig macht wie andere Arten? Wenn man an Personen mit einem Spielsuchtproblem denkt, hat man zumeist keinen Spieler an einem Spielautomaten im Sinn, sondern stellt sich eher einen älteren Herren vor, der alles andere um sich aufgegeben hat, nur um Nacht für Nacht an den Spieltischen sein Glück im Blackjack, Craps oder Roulette zu versuchen. Haltet ein, habt Ihr denn völlig die Episode der Simpsons vergessen, in der Marge dem Bann des Herren der Finsternis erlag, von Homer mit dem Namen "Gamblor!" bedacht? Richtig, Spielautomaten können durchaus zu einer Sucht führen. Es gibt jedoch unterschiedliche Suchtmerkmale. Bei den Tischspielen setzt man auf die Wirkung des Hin und Her, Gewinne und Verluste, Höhen und Tiefen - ganz einer Drogensucht vergleichbar. Ein Kokainsüchtiger nimmt beispielsweise die Droge, deren Moleküle genau die richtige Größe besitzen, um die Wiederaufnahme des überschüssigen Serotonins (Neurotransmitter) in der Synapse zu blockieren, und ganz plötzlich setzt die schiere Glückseligkeit ein. Dieses Glücksgefühl wird durch eine wiederholbare Handlung erzeugt, und somit wird also die Handlung häufig wiederholt. Ein Blackjack-Spieler mit einer Gewinnsträhne durchläuft einen ähnlichen Vorgang: das Blut brodelt, die Chips fliegen und natürlich - auf dem Gipfel des Hochgefühls werden Glückshormone in die Blutbahn ausgeschüttet. Dieses Hochgefühl, unterlagert von der Spannung einer möglichen Verlustsituation (eine Situation, in der Sie etwas verlieren könnten, so definiere ich das) wird mit der Zeit immer mehr mit der Handlung des Setzens assoziiert.
Der Unterschied? Zum einen verursachen laut Definition Kokain und vergleichbare Drogen eine physische Abhängigkeit - einen Zustand, in dem Körper oder Gehirn mehr von dieser Substanz benötigen, um einen gewissen Grundzustand der Sättigung zu erreichen. Das Glücksspiel wird als eine psychologische Abhängigkeit definiert, in deren Rahmen Körper oder Gehirn wiederholt bestimmte Handlungen durchlaufen müssen, um einen Zustand der Dissonanz innerhalb einer Persönlichkeit aufzulösen. In einfachen Worten: Wenn Sie etwas oft tun und daran Vergnügen haben, könnten Sie in eine Situation kommen, in der Sie sich danach sehnen, dies immer wieder zu tun. Die "Dissonanz" entsteht, wenn Sie etwas Gewohntes bzw. etwas, woran Ihr Körper gewöhnt ist, nicht tun können. Wenn beispielsweise ich von der Arbeit nach Hause komme, dann schaue ich mir gern die Simpsons an. Wenn an manchen Tagen die Simpsons durch nervende Football-Übertragungen ersetzt werden, dann fehlen sie mir und mein ganzes Ich ist gewissermaßen im Entzugszustand. Manchmal bin ich nicht hungrig genug um zu essen, oder ich mache keinen Sport, weil ich irgendwie fauler bin als sonst. Lasst Euch dies eine Lehre sein: Die Simpsons sind eine Grundbedürfnis. Nein, ich versuche hier nur, auf etwas hinzuweisen. Alles hat die Potenz, süchtig zu machen - vom Kämmen der Haare bis hin zum Zähneputzen. Wenn Sie etwas, das Sie regelmäßig tun, mit einer Sie erregenden Sache verbinden, besteht eine weitaus größere Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine entsprechende Abhängigkeit ausprägen. Gewichtheber würden wahrscheinlich zugeben, dass sie Gewichte einfach heben müssen. Skydiver? Müssen springen und werden sonst ganz fuchtig, ihre Persönlichkeit verändert sich, sie brauchen die Befriedigung. Spieler? Genau dasselbe, oder?
Wie also kann das Glücksspiel an Spielautomaten bezüglich der Abhängigkeitsskala mit anderen Glücksspielarten verglichen werden (ich habe keine Skala ausgearbeitet, aber es sollte vielleicht mal gemacht werden - dies hier ist jedoch Gratis-Lesestoff - daher nichts als Ansichten). Nun.. bei einem Vergleich mit den Tisch-Spielen muss berücksichtigt werden, dass ich zur Stützung über keinerlei Forschungsdaten verfüge - ich würde sagen, es ist gleichzeitig besser und schlimmer. Klinge ich nicht schon wie ein Psychologe? Aber ganz im Ernst, es gibt beim Spielautomatenspiel viele Aspekte, die suchtresistenter sind. Denn hierbei handelt es sich nicht wirklich um ein Spiel, bei dem Ihr Vermögen anschwillt und dahinschmilzt, immer wieder, und somit haben wir hier nicht die klassische Auf-und-Ab-Tendenz. Andererseits ist jedoch der Wiederholungsaspekt nahezu millionenfach stärker ausgeprägt. Die von Ihnen vorgenommene Handlung wird sehr, sehr oft wiederholt. Ganz recht: seeeeeehr oft. Wenn Sie je an einem Spielautomaten gewonnen und dafür ein paar Stunden gebraucht haben, würde ich Sie in die Gruppe der besonders Gefährdeten einordnen. Gut, das ist vielleicht etwas starker Tobak, aber ich sagte ja auch nicht, in die Gruppe der Abhängigen, sondern die der Gefährdeten. Keine Aufregung, man ist bereits besonders gefährdet in Bezug auf Heroin, wenn man eine öffentliche Schule besucht - das sind eben Statistiken! Also, ganz ruhig bleiben. Tatsächlich jedoch trifft, wenn Sie einigermaßen regelmäßig an Spielautomaten spielen, Folgendes auf Sie zu: ein großes Maß an Wiederholung, die Erzeugung von Erregung durch Gewinne, die Chance, es erneut zu tun… Sie müssen sich nur noch ein Amulett zulegen und schon hängen Sie drin! Gut, ich habe ein Amulett, habe ich denn gesagt, dass ich nicht abhängig bin?
Ich bin es nicht. Warum? Vielleicht, weil ich genug über die Abhängigkeit weiß, um rechtzeitig die warnenden Anzeichen zu erkennen. Vor allem das Verspüren des Drangs zum Spielen während des normalen Alltagslebens: während ich das Abendessen koche oder während der Arbeitszeit, nur um Beispiele zu nennen. Wenn Sie bei sich einen regelmäßigen Ablauf des Spielens am Spielautomaten nach der Arbeit feststellen (wie mein eingeräumtes Simpsons-Problem), oder an jedem Wochenende, dann reden Sie darüber mit jemandem, der Ihnen nahe steht (und natürlich nicht ebenfalls am Spielautomaten seine Zeit verbringt) und fragen Sie ihn, ob er glaubt, dass Sie ein "Spielautomaten-Fan" seien. Viele würden eine ehrliche Antwort scheuen, wenn Sie es in Ihrer Frage als Sucht bezeichnen würden, daher erhalten Sie u.U. durch die "Fan"-Formulierung eine realistischere Antwort.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte nicht erreichen, dass Sie keinen Spass beim Spielen am Spielautomaten haben. Ich möchte nur, dass Sie mit Sicherheit verstanden haben, dass selbst solche Menschen, die nie in ihrem Leben mit Drogen zu tun hatten und keinerlei Suchttendenz aufweisen, doch einem so simplen Spiel wie dem Spielautomaten erliegen könnten. Und das Endresultat ist möglicherweise schwer zu verkraften. Ich habe zufälligerweise viel für Spielautomaten übrig, doch nicht, weil ich abhängig wäre oder mir die Glückshormone die Sicht vernebeln, sondern weil ich glaube, dass man dabei wunderbar abschalten kann. Wenn ich nichts weiter zu tun habe oder auch zu viele Gedanken sich in meinem Kopf überstürzen, dann ist es gut für mich, immer mal am Rad zu drehen. Es ist ein relativ sicheres Hobby, doch selbst als Skateboarder oder Hobbybastler müssen Sie sich der mit dem jeweiligen Zeitvertreib verbundenen Risiken bewusst sein. Wenn der Spielautomat Ihr Hobby ist, dann besteht Ihr größtes Risiko in der Spielsucht. Sagen Sie es Ihren Freunden, erzählen Sie ihnen von dieser Seite. Wenden Sie sich vielleicht auch an jemanden mit allen möglichen Zertifikaten, und wenn diese Person ebenfalls meiner Ansicht ist, dann haben wir doch schon etwas erreicht, oder?